Ägypten zur Zeit der Pharaonen. Mitten im Nichts, genau zwischen den ehemaligen Machtzentren Men-Nefer (Memphis) und Waset (Theben), lässt im 14. Jahrhundert v. Chr. der Pharao Amenhotep IV einen neuen Regierungssitz aus dem Boden stampfen: In nur drei Jahren entsteht die Stadt Achet-Aton, das heutige Tell el-Amarna. Nicht überliefert ist: Warum an dieser Stelle, inmitten der Öde?
Sicherlich hatte dieser zentral gelegene Ort für den Pharao den Vorteil, schneller die beiden im Norden und Süden des Landes gelegenen Städte Memphis und Theben zu erreichen, die sich die religiösen und administrativen Aufgaben teilten.
Außer diesem logistischen Aspekt, sticht der spirituelle hervor: Im bis zu jenem Zeitpunkt polytheistischen Ägypten, ermöglichte eine neu errichtete Hauptstadt jenem Pharao, der sich fortan Echnaton nennen sollte, und seiner Gefolgschaft, ihren monotheistischen Glauben auszuleben, ohne in Konflikt mit den alteingesessenen Priesterschaften zu geraten, deren Götter nun obsolet zu werden drohten.
Wies eine Sonnenfinsternis den Ort, an dem Amarna entstehen sollte?
Einem Artikel des Amerikaners William McMurray folgend, weist Jacob Nomus in seinem Roman „Das Amarna-Grab“ auf einen weiteren Punkt hin, der Echnatons Entscheidung beeinflusst haben könnte: Gemäß der NASA war am Mittag des 14. Mai 1337 v. Chr. über Mittelägypten eine totale Sonnenfinsternis zu sehen (http://eclipse.gsfc.nasa.gov/SEsearch/SEsearchmap.php?Ecl=-13370514).
Sollte Echnaton, dessen einziger Gott Aton, die Sonnenscheibe, war, Zeuge dieses einzigartigen Phänomens gewesen sein und es als göttliches Zeichen, als Maat interpretiert haben?
Interessant ist dieser Ansatz auch im Hinblick auf die historische Datierung: Fand diese Sonnenfinsternis tatsächlich zu jenem Zeitpunkt an jenem Ort statt und beeinflusste sie den Pharao in seiner Entscheidung bezüglich des Baus von Achet-Aton, würde sich Echnatons Regierungszeit dank der Sonnenfinsternis datieren lassen. Im Roman „Das Amarna-Grab“ steht hierzu:
„Folgt man der Meinung des Ägyptologen Wolfgang Helck, welcher Echnatons Regierungszeit von 1340 bis 1324 v. Chr. datiert, dann waren die Grundsteinlegung Achet-Atons im Jahr 1336 und der Umzug in die neue Regierungsstadt im Jahre 1333 v. Chr. Und exakt über eben jenem Tal, in dem Echnaton nur einige Monate später den Grundstein für seine Stadt des Lichts, Achet-Aton, setzen sollte, verlief am 14. Mai 1337 der Mondschatten einer totalen Sonnenfinsternis. Für jemanden, der dieses kosmische Ereignis nicht kannte, konnte dieses Phänomen sehr wohl einen Dialog mit einer Gottheit suggerieren.“